Astrid Schmitt: „Stätte der Unmenschlichkeit“
„Die Gedenkstätte SS-Sonderlager / KZ Hinzert ist ein für die Geschichte der nationalsozialistischen Herrschaft exemplarischer Erinnerungsort mit europäischen Dimensionen. Hier manifestieren sich die Zusammenhänge zwischen der Ideologie des Herrenmenschentums und des deutschen Dominanzanspruchs, in deren Namen
andere Nationen unterdrückt, Menschen verfolgt und vernichtet wurden auf eindrucksvolle und bedrückende Weise“, so die stellvertretende Vorsitzende der rheinland-pfälzischen SPD-Landtagsfraktion Astrid Schmitt anlässlich der Jährlichen Erinnerungsfeier in der Gedenkstätte SS-Sonderlager / KZ Hinzert am 17. September 2016, bei der sie ihre Fraktion offiziell vertrat.
Das SS-Sonderlager / KZ Hinzert in der Nähe von Hinzert-Pölert im Hunsrück existierte als Haft- und Konzentrationslager mit wechselnden Funktionszuweisungen von 1939 bis Anfang März 1945. 1939 als Polizeihaft- und Erziehungslager eingerichtet, war es zunächst zur „disziplinarischen Behandlung“ und „Umerziehung“ von so genannten „Arbeitsscheuen“ bestimmt.

Franck Ristoire, stellv. Genralkonsul Frankreich
Am 1. Juli 1940 erhielt das Lager den Status eines KZ-Hauptlagers und erfüllte seither vielfältige Aufgaben als „Wiedereindeutschungs-“, „Schutzhaft-“ und „Arbeitserziehungslager“. Zunehmend wurden auch politische Gefangene in Hinzert eingeliefert. Über 2000 „Nacht-und-Nebel Gefangene“ aus Frankreich und den Benelux-Staaten, luxemburgische Widerstandskämpfer und auch 800 ehemalige französische Fremdenlegionäre deutscher Staatsangehörigkeit. Bis zu seiner Räumung 1945 durchliefen das Lager rund 14.000 männliche Häftlinge im Alter zwischen 13 und 80 Jahren. Das Lager war für 560 Häftlinge ausgelegt, aber zeitweilig mit 1200 bis 1500 Menschen völlig überfüllt. Belegbar ist eine Anzahl von 321 Toten, nach Schilderung von Häftlingen muss jedoch von einer weit höheren Todeszahl ausgegangen werden. Die französische Militärverwaltung schätzte 1946 die Zahl der im KZ Hinzert zu Tode Gekommenen auf 1000.
Obwohl Hinzert kein Vernichtungslager war und nicht über Tötungsanlagen wie z. B. Gaskammern verfügte, kam es neben den Morden durch das Lagerpersonal zu angeordneten „Sonderbehandlungen“. Unter anderem Ende 1941 zur Tötung von 70 sowjetischen Politkommissaren und 1944 von 23 luxemburgischen Widerstandskämpfern. Die Massenmorde geschahen entweder durch Erschießen oder durch Giftspritzen. Die Leichen wurden im Wald hinter dem SS-Sonderlager verscharrt.
„Der Ehrenfriedhof, die Sühnekapelle, das Mahnmal und das Dokumentations- und Begegnungshaus sind eindringliche Ort der Information, des Erinnerns und des Gedenkens. Wie die Jährliche Erinnerungsfeier sind sie aber auch Auftrag das Geschehene lebendig zu erhalten, an die nächsten Generationen weiter zu geben und darüber nachzudenken und zu reflektieren, was daraus für unser Handeln in der Gegenwart und Zukunft abgeleitet werden muss“, so Astrid Schmitt.