Entwicklung eines klimagerechten, nachhaltigen und bezahlbaren waldbaulichen Konzepts der Zukunft ist große Herausforderung
„Auch der Wald in der Vulkaneifel ist in Bezug auf den Klimawandel und den daraus resultierenden Borkenkäferbefall stark betroffen. Große Fichtenbestände gehen zugrunde, aber auch Laubbäume stehen unter enormem Stress, sterben ab oder sind stark gefährdet. Den Wald für die Zukunft fit zu machen, ist eine große Herausforderung. Wie kann eine nachhaltige, klimagerechte und bezahlbare Waldwirtschaft der Zukunft aussehen“, so umriss die SPD-Landtagsabgeordnete Astrid Schmitt bei der Begrüßung zur Veranstaltung „Waldwirtschaft der Zukunft“ am vergangenen Montag in Daun-Steinborn das Ziel des Abends.
Dass neue Wege gegangen werden müssen, damit in Zeiten des Klimawandels die Waldwirtschaft für kommunale und private Waldbesitzer weiter auskömmlich sein wird und das Ökosystem Wald erhalten bleibt, hat die Veranstaltung mit vielen Fachleuten und betroffenen Waldbesitzern bei vollem Haus deutlich gemacht.
Ein rasanter Temperaturanstieg und abnehmende Bodenwasservorräte machen auch dem fichtengeprägten Wald in der Vulkaneifel immer mehr Probleme. Folgen sind Kahlschläge und käfergeschädigte Bestände, die anfällig sind für Windwürfe. Der Humusboden wird fortgespült, die Waldbrandgefahr wächst. Die Auswirkungen des Waldsterbens 2.0 sind noch nicht abschätzbar, aber sie werden dramatisch. Dies machte Horst Womelsdorf, Leiter des Forstamtes Daun in seinem Vortrag anhand eindeutiger Fakten eindringlich klar. Die Kosten für die Schadensbeseitigung und Wiederaufforstung stellten Waldbesitzer vor existentielle Probleme. Daher führt aus seiner Sicht nach den Sofortmaßnahmen kein Weg an einem Umbau des Waldes vorbei. Hier sei man schon aktiv, Naturverjüngung ein probates Mittel. Ein naturnaher Waldumbau könne aber nur in Zusammenarbeit mit den Jägern gelingen. Abschusspläne müssten angepasst und auch eingehalten werden, waren sich alle Vertreter der Forstwirtschaft und Waldbesitzer einig.
Dass die Vermarktung des Holzes in der Vulkaneifel im letzten Jahr noch zu einigermaßen vernünftigen Preisen gelungen ist, unterstrich Christian Mehlhorn, Geschäftsführer der Kommunalen Holzvermarktungsorganisation Eifel, in seinem Statement. Aber die Aussichten würden sich verschlechtern.
Wie betroffen die kommunalen und privaten Waldbesitzer schon sind, machten viele Ortsbürgermeister und auch Gregor Mainzer, Vorsitzender des Waldbauvereins Daun, klar. Schon jetzt sei im Wald kaum noch Kostendeckung zu realisieren. Vorbei die Zeiten als der Wald noch die Sparkasse der Ortsgemeinden war.
Unisono die Forderungen nach stärkerer Förderung durch die öffentliche Hand und einer Entbürokratisierung. 18,5 Millionen Euro Förderung bei einem Schaden von 50 Millionen Euro landesweit sei zu wenig. Man brauche neben dem finanziellen aber auch einen ideellen Motivationsschub, den Weg zu einem neuen, ganzheitlichen Konzept des Waldumbaus mitzugehen.
Dieses wurde auch von Michael Schimper und Johannes Pinn, Leiter der Forstämter in Gerolstein und Hillesheim engagiert unterstützt. „Klimawandel heißt Waldwandel, heißt Waldwirtschaftswandel“ so Schimper. Er betonte, dass die Waldbesitzer auch eine ökologische Leistung für die gesamte Gesellschaft erbringen. Diese müsse entlohnt werden, vergleichbar mit der Landwirtschaft.
Dass der Wandel dringend notwendig ist, hatte zuvor Georg Josef Wilhelm, Referent für Waldentwicklung, Naturschutz und Schutzgebiete im Wald des Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten eindringlich vorgetragen. Er betonte, dass wir erst am Anfang des Klimawandels stehen und der Klimastress mit weiteren Bedrohungen der Waldökosysteme einhergehe. Für die unumgängliche Anpassung zeigte er Lösungsansätze auf. Nur eine natürliche Arten- und Genvielfalt biete höchste Anpassungsfähigkeit. Eine Waldwirtschaft in „Naturnähe“ habe beste Chancen im Klimawandel. Denn es habe sich gezeigt, dass wir die Wälder nicht beherrschen könnten. Die Wälder als Ökosystem müssten gestärkt werden. Dafür brauche man keinen Neustart. Man solle annehmen, was von der Natur komme und nur punktuell und in der richtigen Dosierung eingreifen. Dann aber robuste Bäume mit einer hohen Kohlenstoffbindung verwenden, herkunftssicher aus dem euro-asiatischen Raum. Dies vermeide die Einschleppung von Schädlingen und garantiere eine hohe Akzeptanz im bestehenden Ökosystem. Immer im Bewusstsein, dass der Wald vernetzt sei und hier mehr Dinge geschähen als wir wüssten.
„Wir müssen neue Wege gehen, damit in Zeiten des Klimawandels die Waldwirtschaft für kommunale und private Waldbesitzer auskömmlich sein wird und der Wald als lebensnotwendiges Ökosystem erhalten bleibt. Eine Aufgabe, die die Zusammenarbeit aller Beteiligten auf allen Ebenen notwendig macht. Die Anregungen und Forderungen werde ich nach Mainz mitnehmen. Wir müssen diese Herausforderung meistern, auch in Verantwortung für die kommenden Generationen. Ich freue mich, dass heute Abend von allen die Bereitschaft gezeigt worden ist, die Herausforderungen anzunehmen. Das macht mich zuversichtlich“, so Astrid Schmitt in ihrem Fazit.
