Nach seinem knapp zweistündigen Rundgang durch die Brunnenstadt und zum Lokschuppen zeigte sich der Staatssekretär, der auf Einladung der Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt und des SPD-Kreisfraktions-vorsitzenden Jens Jenssen gekommen war, sehr beeindruckt vom Potenzial Gerolsteins.
Er war das erste Mal zu Gast in Gerolstein, aber wohl nicht zum letzten Mal. Denn die Delegation, die Günter Kern durch die Stadt führte und zu der unter anderem Stadtbürgermeister Bernd May und Landrat Heinz-Peter Thiel gehörten, überzeugte den Besucher aus Mainz: „Ich habe viel Positives hier vor Ort gesehen. Die bislang insgesamt investierten acht Millionen Euro sind bestens angelegt für einen städtischen Raum, der von den Menschen offensichtlich gut angenommen wird“, sagte Kern angesichts des samstäglichen Stadtlebens. „Darum wird das Land auch die weitere Entwicklung Gerolsteins konkret unterstützen, sobald ein entsprechendes Konzept vorliegt.“
Das Bahnhofsareal als künftige Visitenkarte der Stadt, seine Anbindung an eine gewerblich und gastronomisch attraktive Innenstadt, das künftig neu zu gestaltende Gelände des Gerolsteiner Brunnens sowie die touristische und kulturelle Nutzung des ehemaligen Bahnbetriebswerks mit der Perspektive einer reaktivierten Eifelquerbahn standen im Mittelpunkt des Interesses. Der Staatssekretär erlebte die vielfältigen Facetten der Brunnenstadt: teils bereits fertig entwickelt und belebt, teils mit sichtbaren Fortschritten auf gutem Weg, teils noch in der Ideenfindungs- und Vorplanungsphase. Es soll eine „Stadt im Fluss“ werden, also ein Mittelzentrum in Bewegung und zugleich architektonisch offen zur Kyll, die als natürlicher Anziehungspunkt mehr Sichtbarkeit erhalten wird. „Bislang hat Gerolstein der Kyll mehr oder weniger den Rücken zugekehrt, nun wird es sich umdrehen“, versprach Markus Kowall, beim Landkreis Vulkaneifel zuständig für die Städtebauförderung und Dorferneuerung.
„Eine Mischung aus generationsübergreifendem Wohnen und kleinteiligem Gewerbe wäre begrüßenswert“, skizzierte Staatssekretär Kern das Potenzial des fluss- und stadtnahen Brunnengeländes, das neu überbaut werden wird. „Wir müssen dabei mit Rücksicht auf die Bevölkerungsstruktur der Eifel darauf achten, dass der Wohnraum bezahlbar ist“, nahm Astrid Schmitt den Vorschlag auf. „Ältere Menschen mit kleinen Renten, Alleinerziehende oder Familien brauchen geeignete Stadt-Wohnungen zum Beispiel mit guter medizinischer Versorgung.“
Ein weiteres Pfund, mit dem Gerolstein „wuchert“, ist seine Rolle als Eifeler Bahn-Verkehrsknotenpunkt mit täglich mehr als 1500 Ein- und Umstiegen sowie jährlich einer halben Million Gäste. „Hier sehe ich unsere Aufgabe als Landesregierung, die Stadt bei ihren Verhandlungen mit der Bahn massiv zu unterstützen“, stellte Günter Kern in Aussicht, „damit die Bahn in die optimale städtische Anbindung des Bahnhofs und in den Ausbau des Netzes investiert. Das Geld darf nicht vom Bund für andere Zwecke umgeleitet werden!“ Gerolstein und Rheinland-Pfalz sitzen also quasi im selben Waggon.
Auch noch zu bewältigende „Baustellen“ bekam der Staatssekretär zu sehen. Nicht nur den im Umbau befindlichen klassizistischen Baukörper des Bahnhofs selbst, sondern auch den seit 13 Jahren leer stehenden Komplex des einstigen Hotels Kaiserhof. „Hier muss gemeinsam mit der Eigentümergemeinschaft eine Lösung gefunden werden“, betonte Stadtbürgermeister Bernd May. Doch die Baustellen sind vor allem Ansporn, mit Unterstützung des Landes und gemeinsam das Programm „Starke Kommunen – Starkes Land“ mit Leben zu füllen, wie Günter Kern resümierte.