Der Zustrom von Flüchtlingen ist auch im Vulkaneifelkreis spürbar. Zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bemühen sich, ihnen die Integration zu erleichtern – im Sinne der Asylbegehrenden, aber ebenso auch im Sinne der ganzen Gesellschaft. Seit einem Jahr gibt es dafür im Haus der Jugend in Daun das Café Asyl, das als Initiative aus der bereits seit acht Jahren bestehenden Tafel entstand. Hier treffen sich regelmäßig bis zu achtzig Flüchtlinge aus verschiedenen Nationen und einheimische Helfer, um einander kennen zu lernen, die Spielregeln des Lebens in Deutschland zu vermitteln oder auch einfach den Spaß am Leben wiederzufinden.
Integrationsministerin Irene Alt machte sich nun auf Einladung der SPD-Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt ein Bild von der Situation vor Ort. Ihr Kollege Dietmar Johnen, Stadtbürgermeister Martin Robrecht, Vertreter verschiedener mit der Flüchtlingsthematik betrauter Institutionen wie Dekra oder Polizei sowie die Café-Asyl-Akteure ließen sich die Gelegenheit zum Austausch mit der Ministerin, aber auch mit den Betroffenen selbst ebenfalls nicht nehmen. Im Mittelpunkt stand nicht die große politische Auseinandersetzung, die derzeit das öffentliche Klima beherrscht, sondern die Praxis vor Ort.
Die Themen, welche Einheimische und Migranten in der Vulkaneifel gleichermaßen bewegen, sind ganz andere als das, was seit Monaten von verschiedenen politischen Lagern – insbesondere von CDU/CSU und AfD – in den Vordergrund geschoben wird. Nicht Obergrenzen und Abschreckung interessieren die Menschen, sondern schlicht die Bewältigung des Alltags: Welche Sprachkurse gibt es, wer kann daran teilnehmen, wie können sie organisiert werden, wie kann medizinische Hilfe effektiv und schnell geleistet werden, wie kann die Mobilität von Flüchtlingen aus den Dörfern verbessert werden, wie werden die Flüchtlingsunterkünfte geleitet…? Diese und andere konkrete Dinge waren es, um die es den HelferInnen und MigrantInnen im Gespräch mit der Ministerin ging. Denn in diesen Themen entscheidet sich letztlich, ob und wie Integration gelingt. Gemeinsam mit den Landtagsabgeordneten und Akteuren wie etwa Rita Schmaus (Leiterin des Café Asyl) oder Michael Lauer (Dauner Tafel) erörterte Irene Alt im kleinen Kreis auch Anliegen einzelner Asylbewerber, die diese für die Klärung ihrer Lebenssituation haben.
Irene Alt stellte unter anderem klar, dass Kitas sowie Schulen auch für Flüchtlingskinder und –jugendliche offen beziehungsweise verpflichtend sind, deren Status noch nicht anerkannt ist. Zudem wurden die Sprachkurse weiter geöffnet. Eine neue Homepage www.aktiv-fuer-fluechtlinge.rlp.de erleichtert den Helfern die Orientierung, das Medinetz Mainz verhilft zu besserer medizinischer Versorgung. Ein neu eingerichteter hauptamtlicher Dialogbotschafter des Landes koordiniere nun die kommunalen Akteure, um die Integrationsmaßnahmen voran zu bringen.
„Gründen Sie Netzwerke und Runde Tische mit allen Beteiligten“, appellierte die Integrationsministerin. Auch die Kreisverwaltungen – etwa die Jugendämter und Ausländerämter – müssten sich mehr einbringen und zum Beispiel sicherstellen, dass die Schulpflicht der Flüchtlingskinder erfüllt wird. Mit Blick auf die Sorgen der Dauner Tafel, die ihre Kapazitäten an verteilbaren Lebensmitteln erschöpft sieht, empfahl sie, dass alle Verbandsgemeinden des Vulkaneifelkreises jeweils kleinere Beträge in ihre Haushalte einstellen, mit denen die kreisweite Versorgung sichergestellt werden kann. Ihr Fazit: „Ziehen Sie an einem Strang!“ Ein Problem der so genannten Flüchtlingskrise sieht Alt derzeit in der Unterbesetzung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF): „Allein für Rheinland-Pfalz sollten laut Plan 98 Entscheider vorhanden sein, faktisch sind es nur 26“, monierte sie die von der Bundesregierung zur Verfügung gestellte Personalausstattung. „Beim BAMF fehlt vielfach die Nachvollziehbarkeit von Kriterien für die Ablehnung oder Anerkennung von Anträgen und es stapeln sich 400 000 Altfälle, weitere 400 000 Flüchtlinge konnten ihren Antrag noch gar nicht abgeben.“ Auf die Helfer vor Ort wie im Café Asyl in Daun kommt also weiterhin viel Integrationsarbeit zu.
Astrid Schmitt abschließend: „Hut ab“, vor diesem tollen ehrenamtlichem Engagement und ganz herzlichen Dank an die Helferinnen und Helfer.“