SPD-Landtagsabgeordnete Astrid Schmitt hatte zu einem Fachgespräch ins Forum Daun eingeladen
„Wenn die Eifelquerbahn wieder rollen soll, müssen wir jetzt die Gelegenheit nutzen und die Möglichkeit einer Reaktivierung nochmals ernsthaft ausloten. Sie könnte mit Blick auf die Mobilitätswende und vor dem Hintergrund der aktuellen klimapolitischen Debatte eine wichtige Alternative für den Individual- und Güterverkehr und eine bedeutende Infrastrukturmaßnahme für unseren ländlichen Raum werden“, so die SPD-Landtagsabgeordnete Astrid Schmitt beim Fachgespräch zur „Zukunft der Eifelquerbahn“, zu dem sie am vergangenen Montag ins Forum Daun eingeladen hatte.

„Inzwischen wurde ein Verfahren zur „Übernahme der Infrastruktur durch Dritte“ eingeleitet. Nach heutigem Stand gibt es zwei Interessenten für die Strecke.Gleichzeitig will der Bund erhebliche zusätzliche Mittel in die Schieneninfrastruktur investieren. Vor diesem Hintergrund hat der Verband der Verkehrsunternehmen e.V. die Eifelquerbahn als ein besonders zu förderndes Projekt beim Bund gemeldet“, so Astrid Schmitt. „Nach den Mehrheitsbeschlüssen der anliegenden Kreise und Verbandsgemeinden, die Trasse zu kaufen und einen Radweg zu bauen, sollen zukünftig statt Zügen Fahrräder auf der Eifelquerbahn rollen. Dies wäre das endgültige Aus für die Eifelquerbahn, die schon vor mehr als 10 Jahren für den öffentlichen Personennahverkehr still gelegt worden war. Für touristische Fahrten wurde sie bis 2012 genutzt, seitdem sind alle Bemühungen zur Reaktivierung der Eifelquerbahnzwischen Kaisersesch und Gerolstein gescheitert. Jetzt müssen wir das Projekt wieder angehen, ehe es zu spät ist.“
Dass eine Reaktivierung sinnvoll, nötig, machbar und auch finanzierbar ist, verdeutlichte eindrücklich Dr. Martin Henke, Geschäftsführer Eisenbahnverkehr im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, in seinem einführenden Impulsreferat vor dem vollbesetzten Saal. Er betonte, dass nach Jahrzehnten, in der die Stilllegung von Strecken Priorität hatte, ein Umdenken und eine Kehrtwende eingesetzt habe. Alle Gutachten bestätigten, dass die Reaktivierung von Schienenverkehr sich vor allem mit Blick auf den Klimawandel und den anstehenden Herausforderungen der Mobilität, auch im Blick auf den steigenden LKW-Verkehr, gesamtwirtschaftlich lohne und alternativlos sei.
Derzeit gäbe es auf mehreren Ebenen Bemühungen, die derzeitigen Standards für Kosten-Nutzen-Rechnungen zu verändern und weitere volkswirtschaftliche Indikatoren einzubeziehen. Außerdem würden zukünftig zusätzliche finanzielle Mittel für den Schienenverkehr bereitgestellt werden, so dass nach Meinung Dr. Henkes eine mögliche Reaktivierung nicht am Geld scheitern werde. „Im Übrigen waren alle bisherigen Reaktivierungen erfolgreich“, so Dr. Henke.
Die Sinnhaftigkeit und Machbarkeit unterstrichen auch Alexander Kirfel von der Eifelbahn Verkehrs GmbH und Stephan Pauly von der Brohltal-Eisenbahn als Vertreter der privaten Unternehmen, die ihr Interesse zur Übernahme der Strecke bekundet haben. Wie andere stellten auch sie die Kostenschätzungen, die für eine Reaktivierung im Raum stehen, in Frage und zeigten aus ihrer jeweiligen Perspektive, auch an Hand eigener erfolgreicher Projekte, realistische Umsetzungsstrategien auf. Unabdingbare Voraussetzung sei hierbei ehrenamtliche Unterstützung. Die versprach Jens Wießner, Vorsitzender des neu gegründeten Vereins Eifelquerbahn, der sich zum Ziel gesetzt hat, das endgültige Aus der Schiene zu verhindern und für eine Reaktivierung der ganzen Strecke zu kämpfen. „Möglicherweise müssen wir hierbei zunächst einen Schritt vor dem anderen machen“, so Wießner.
Ein wichtiges Signal aus der kommunalen Familie sendete Albert Jung, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kaisersesch. Er unterstrich, dass die Gebietskörperschaften keineswegs „die Schiene platt machen“, sondern mit dem Kaufbeschluss das Eigentum an der Trasse für zukünftige Mobilitätsformen sichern wollten. Darin sei auch eine mögliche Reaktivierung der Eifelquerbahn inbegriffen. Die Informationen der Veranstaltung würden neue Perspektiven für die Kommunen eröffnen. Alle waren sich einig, dass neben der Förderung durch Bund und Land das Engagement der Kommunen unverzichtbar ist.
Grundsätzlich offen für eine Reaktivierung zeigte sich auch Thorsten Müller, Verbandsdirektor des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord. Er betonte, dass eine reaktivierte Eifelquerbahn nicht nostalgisch, sondern modern ausgestaltet und für die Nutzer attraktiv sein müsse.
„Wenn die Strecke einmal stillgelegt und entwidmet ist, ist die Strecke tot“, so Astrid Schmitt. „Es ist daher gut, dass zwei Unternehmen für die Reaktivierung ihren ‚Hut in den Ring‘ geworfen haben. Wir müssen jetzt gemeinsam alle Möglichkeiten prüfen. Ich würde daher auch eine Wiederbelebung des kommunalen Arbeitskreises begrüßen.“
Große Unterstützung fanden die Reaktivierungsbestrebungen unter den vielen fachkundigen Zuhörerinnen und Zuhörern. „Wir dürfen uns von der falschen Politik der Vergangenheit nicht entmutigen lassen. Jetzt müssen wir die Weichen auf Zukunft stellen. Dabei sollten wir uns alle engagieren“, so ein Besucher, der mit seiner Äußerung das Stimmungsbild dieses Abends widerspiegelte.