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Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion Alexander Schweitzer besucht Firma „Tofutown“ in Wiesbaum

Astrid Schmitt: „Deutschlands größter Tofu-Produzent – und ein echter Revolutionär“

„Ich bin schwer beeindruckt von der innovativen Kraft und der rasanten Entwicklung der Firma Tofutown“, so der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Alexander Schweitzer, bei seinem Besuch von Deutschlands größtem Tofu-Produzenten in Wiesbaum in der Vulkaneifel. Auf Einladung der SPD-Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt machte er sich gemeinsam mit Landrat Heinz-Peter Thiel, der Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Hillesheim, Heike Bohn, der Ortsbürgermeisterin von Wiesbaum, Karin Pinn und dem Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Hillesheimer Land, Dieter Demoulin ein persönliches Bild des auf vegane Bio-Ernährung spezialisierten Unternehmens.

Seit den Anfängen 1988 hat das Unternehmen mit Ursprung in Köln namhafte Marken wie Viana, Veggie Life und Soyatoo! entwickelt und auf dem Markt etabliert. Zudem bietet es neben dem eigenen Sortiment Produkte für Eigenmarken des Lebensmittelhandels und der Lebensmittelindustrie an. An den Standorten Wiesbaum, Lüneburg und Neukirchen in Hessen produziert man rund 110 vegetarische Lebensmittelprodukte und liefert 70 Millionen Lebensmittelpackungen pro Jahr. Seit Beginn des neuen Jahrtausends ist die Firmenzentrale nach einem Intermezzo in Euskirchen nun in der Vulkaneifel angesiedelt. Entscheidend war die Möglichkeit, eine sogenannte Voraus-Fabrik beziehen zu können. Mit Hilfe des Landes und kommunaler Unterstützung ersparte dies zu Beginn hohe bauliche Kosten  und ermöglichte direkt Investitionen in die Entwicklung und Produktion der Produkte. „Die Firma Tofutown ist ein Volltreffer für unser Gewerbegebiet und unsere Region“; zeigten sich auch Ortsbürgermeisterin Karin Pinn und Verbandsbürgermeisterin Heike Bohn überaus zufrieden damit, dass die Ansiedlung nach dem Modell der Voraus-Fabrik gelungen ist.

Heute verarbeiten hier 170 Mitarbeiter in den großen, modernen Hallen  in drei Schichten vornehmlich gelbe Sojabohnen, die in heißem Wasser eingeweicht und danach püriert werden. Die dabei entstehende Sojamilch läuft in große Auffangbecken, wo sie mit Meersalz-Extrakt versetzt, zu einer festen Masse gerinnt. In einer Presse wird die überschüssige Flüssigkeit abgeschieden, dann wird der Tofu in Blöcke geschnitten und weiterverarbeitet. „Es ist spannend und eindrucksvoll, diese und die anderen Produktionsprozesse vor Ort einmal zu erleben und zu sehen, wie akribisch die Hygienevorschriften eingehalten werden“, zeigte sich Alexander Schweitzer bei der Betriebsführung durch Qualitätsmanagerin Melanie Michels beeindruckt. Im ganzen Betrieb würden die höchsten Qualitätsanforderungen gelten, deren Einhaltung auch penibel  kontrolliert werde, so Michels weiter. Dies würden auch die Zertifizierungen belegen, denen man sich regelmäßig unterziehe.

Von der Qualität und Schmackhaftigkeit der Produkte konnte man sich anschließend bei einer Kostprobe selber überzeugen. „Wirklich gut“, so Schweitzer, der sich seit  Sommer des vergangenen Jahres selber vegan ernährt und dies völlig entspannt sieht. „Das war eine persönliche Entscheidung und ich möchte auch niemanden missionieren. Aber es tut mir gut und weniger tierische Produkte zu essen, dient auch dem Tierwohl“; so Schweitzer, der vor sieben Jahren schon einmal den Betrieb besucht hatte und auch das Sommerfest der SPD-Landtagsfraktion schon von Tofutown als Caterer hatte beliefern lassen.

Im anschließenden Gespräch mit dem  Gründer und Geschäftsführer von Tofutown, Bernd Drosihn, machte dieser seine Haltung eindeutig klar. „Tofu ist ein sauberes, pflanzliches Eiweiß mit allen acht essentiellen Aminosäuren. Wer Tofu isst, hat Pflanzenfleisch, was die Nährwerte angeht, und braucht nicht mehr unbedingt Tierfleisch zu seiner Ernährung“, so Drosihn, der aus seiner Kritik an der Massentierhaltung keinen Hehl macht. Für ihn ist „Deutschland das Schlachthaus Europas“. Bei der Verarbeitung von einem Kilo Fleisch blieben drei Viertel als Abfall übrig. „Vegane Ernährung ist auch Tierschutz“, betont er. Die Sicherstellung der zukünftigen, weltweiten Ernährung ist für ihn nur mit der Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln möglich. Genverändertes Soja ist dabei für ihn außen vor. Der agile und unkonventionelle Motor der Firma sieht sich selbst als „Pflanzen-Metzger“ und erklärt damit auch, warum die Tofuprodukte zum großen Teil als Fleisch verkleidet daher kommen. Den meisten Menschen schmecke Fleisch nun einmal. Wenn er die bekommen wolle, dann müsse er sie abholen, wo sie gerade stehen. Dass neuerdings auch große Lebensmittelkonzerne auf den Zug aufspringen, sieht er kritisch, sei aber auch Zeichen dafür, dass eine grundsätzliche Änderung im Ernährungsverhalten eingeleitet sei. „Dass vegan im Lebensmittelrecht immer noch nicht eindeutig definiert ist, wird nun zu großen Nachteil“, so Drosihn, der sich die indische Version von vegetarisch zum Vorbild genommen hat. „Auch wir  sehen hier Handlungsbedarf“, so Alexander Schweitzer und Astrid Schmitt. „Es ist die Aufgabe der Politik, sich dieses Problems anzunehmen und möglichst eine EU-weite Regelung zu schaffen.“

Zudem wollen sie sich dafür engagieren, dass kleinere rheinland-pfälzische Bio-Unternehmen eine Plattform bei der „Biofach“ in Nürnberg, der Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, bekommen. Dies unterstützt auch Bernd Drosihn, der mit seinem Unternehmen dort schon seit Jahren präsent ist und eine stärkere Förderung des Bio-Anbaus im Land fordert. Er selbst wird mit „Major Tom“ bald eine neue Konzeptproduktlinie auf den Markt bringen. Nur mit Innovationen werde es gelingen, sich auf dem umkämpften Markt zu behaupten, denn „die Veggie-Party ist noch nicht vorbei“, so Drosihn optimistisch.

Von Seiten des Landrats Heinz-Peter Thiel wurde angekündigt, dass der Landkreis zurzeit die Glasfaseranbindung der Unternehmen fördert und danach ein leistungsfähigeres Handy-Netz in der Vulkaneifel angehen will. So soll auch von dieser Seite alles für die Zukunftsfähigkeit getan werden.

Alle Teilnehmer des informativen und inspirierenden Austauschs waren sich einig, dass „Tofutown“ dazu beigetragen hat, „die Region und die Eifel voranzubringen und auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen wird“, wie es Astrid Schmitt in ihrem Schlusswort betonte. Mit einem großen Dank an Bernd Drosihn und einem kleinen, literarischen Geschenk an Alexander Schweitzer beendete sie den gut zweieinhalbstündigen Besuch.